Rheinische Erlösung

Vor 65 Jahren erschien Zuckmayers „Fastnachtsbeichte“

Von Tilman Asmus Fischer

Ferdinand Bäumler, ein desertierter Fremdenlegionär, ist zur Jahreswende 1912/1913 auf dem Weg über Italien ins heimische Rheinland, wo er einst als unehelicher Sohn des reichen Panezza und der Hilfsmagd Bäumler geboren wurde. In Sizilien kehrt er – unter der Vortäuschung, sein Halbbruder Jeanmarie zu sein – bei der vermögenden italienischen Verwandtschaft ein, verlobt sich mit seiner Cousine Viola, um kurzerhand gen Mainz zu verschwinden, nicht ohne zuvor den wertvollen Familienschmuck an sich genommen zu haben. Viola reist ihm verstört hinterher, wiederum begleitet von ihrem Halbbruder Lolfo, seinerseits das Kind aus einer Affäre des gemeinsamen Vaters mit einem Dorfmädchen. In Mainz angekommen erkennt Lolfo den Betrüger wieder, den er vor dem Dom ermordet, in dessen Beichtstuhl der Sterbende zusammenbricht.

An dieser Stelle beginnt die eigentliche Handlung der „Fastnachtsbeichte“ von Carl Zuckmayer. 1959 erschienen und vom Dichter im Mainz seiner eigenen Jugendzeit lokalisiert, ist die Erzählung ein Stück Literatur, das auch nach 65 Jahren nicht an Bedeutung verloren hat, da sie – mehr als nur eine Kriminalgeschichte, die sich vom Tode Ferdinands aus entspinnt – in zeitloser Weise vom Wesen des Menschen und seiner Erlösungsbedürftigkeit spricht. Dies geschieht zum einen in einer karnevalesken Szenerie – die erzählte Zeit reicht vom Fastnachtssamstag bis zum frühen Morgen des Aschermittwoch 1913 –, zum anderen gerahmt und durchzogen vom Moment der Beichte: derjenigen Ferdinands, derjenigen des alten Panezza und derjenigen Violas. Damit bringt Zuckmayer zwei idealtypische Orte – den des Maskenspiels und den der schonungslosen Selbsterkenntnis – in eine produktive Spannung.

Dabei haben wir es in der „Fastnachtsbeichte“ mit einem Maskenspiel auf mehreren Ebenen zu tun. Denn da ist nicht nur auf der Oberfläche das karnevalistische Brauchtum, das – wo recht verstanden – Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach einer Überschreitung, also gewissermaßen einer Transzendierung, der Wirklichkeit ist. Und genau besehen beginnt es auch nicht erst bei dem bereits deutlich problematischeren, da mit betrügerischer Intention geschehenen, Rollenspiel Ferdinands, das den Anlass für die Handlung der Erzählung gibt. Dessen Ursachen liegen bereits in einem Maskenspiel, nämlich dem des alten Panezza, der seinem unehelichen Sohn wirkliche Anerkennung verwehrt und ihn damit letztlich in das prekäre Dasein als Fremdenlegionär treibt, nur um unbeschadet weiter die eigene soziale Rolle als Mitglied der lokalen Honoratiorenschaft spielen zu können.

Dem Maskenspiel im wörtlichen wie metaphorischen Sinne steht der Beichtstuhl bzw. das Beichtgespräch gegenüber, das „aufgespannte Ohr Gottes“, so die Schriftstellerin Felicitas Hoppe: nicht nur ein „Ort der Barmherzigkeit“, sondern auch ein solcher, „für das eigene Leben Wörter zu finden“. Hier – bei Zuckmayer im Gegenüber zum Domkapitular Dr. Henrici – wird der Mensch seiner selbst in seiner Fragmentarität ansichtig: „Ich armer sündiger Mensch“ sind die einzigen Worte, die Ferdinand im Beichtstuhl noch sprechen kann, und im Rückblick ist es Henrici, „als hätte er ihm damit sein Letztes und Geheimstes offenbart und sich ihm ganz anvertraut – sich und alle seine Brüder“. Narrativ ausgestalteter sind die beiden anderen Beichten.

Zu einer solchen wird das Gespräch Henricis mit Panezza, obwohl dieser bittet, dass „es ohne die religiöse Formel geschieht“, weil es ihm eben doch „um eine Gewissensfrage“ geht, „von der meine ganze Existenz abhängt“. Hier bietet der Erzähler einen Dialog, in dem die menschliche Person in einer inneren Spannung sichtbar wird, die bereits im griechischen „prosopon“ anklingt, dessen Bedeutung zwischen Angesicht und Maske changiert. So fragt Panezza, der sinnhafterweise den Prinzen Karneval der Kampagne 1913 mimt: „Kann ich noch weiterhin den Ehrenmann spielen, den Repräsentanten einer moralisch unantastbaren Gesellschaft, den Fürsten des lokalen Frohsinns, den König der Volksfeste, der erlaubten und honorigen Lustbarkeit – mit einem solchen Brandgeschwür am Leib?“

Bei Violas Beichte liegt die theologische Pointe wiederum darin, dass sie auf einen von Jürgen Habermas identifizierten „Verlust“ infolge einer „säkularen Sprache“ aufmerksam macht, die ohne „geglückte Übersetzungen“ religiöser Gehalte auskommen will: „Als sich Sünde in Schuld, das Vergehen gegen göttliche Gebote in den Verstoß gegen menschliche Gesetze verwandelte, ging etwas verloren.“ Während auf der Ebene der Kriminalgeschichte der Fall geklärt ist, indem Lolfo – inzwischen selbst auf tragische wie brutale Weise ums Leben gekommen – als Schuldiger identifiziert wurde, liegt Violas dringend benötigtes Geständnis auf einer tieferen Ebene: „Ich habe ihn nicht getötet […] aber ich habe es gewollt!“ Sie kann bekennen, dieses Wollen niemals Lolfo bekundet zu haben: „,Mit keinem Wort‘, sagte Viola, ,mit keiner Silbe. Aber – ich habe es gedacht.‘ Gedacht – ging es Henrici durch den Sinn, während er versuchte, mit den Worten seines Glaubens ihr Zuspruch und Trost zu geben – gedacht – Wurzel aller Schuld…“

Zuckmayer zeichnet den Menschen coram Deo als Person – zwischen Angesicht und Maske: gezwungen, in der unerlösten Welt, im menschlichen Miteinander Rollen zu spielen, Masken zu tragen, begabt, im Maskenspiel ebendiese Wirklichkeit zu überschreiten; in beidem aber stets gefährdet, die Maske zu missbrauchen, sein Selbst, sein Angesicht vor sich selbst, vor dem Mitmenschen und vor Gott, zu beschädigen. Und eben damit: immer wieder bedürftig der Beichte, dem „Ort, für das eigene Leben Wörter zu finden“, der dann zum „Ort der Barmherzigkeit“ und der Umkehr werden kann.

Erschienen am 8. Februar 2024 in der Zeitung „Die Tagespost“ (www.die-tagespost.de).

Von einem, der standhielt

Die Erinnerungen des Joachim Kardinal Meisner

Er gehörte zu den polarisierendsten und kontroversesten Persönlichkeiten des deutschen Katholizismus im 20. Jahrhundert: der Erfurter Weihbischof, Berliner Bischof und Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (1933-2017). Die Schlachten um seine theologischen und kirchenpolitischen Positionen sind geschlagen, die Fronten waren früh – und sind teils über seinen Tod hinaus bis heute – verhärtet. Und so ist auch von den unlängst posthum erschienenen Lebenserinnerungen nicht zu erwarten, dass sie in die alten Debatten von Ökumene über Sexualethik bis Sakralkunst neue Dynamik bringen.

Jedoch vermögen sie womöglich – den Anhängern wie Kritikern des konservativen Frontmanns in der Deutschen Bischofskonferenz – zu erhellen, in welchem Maße Faktoren der Zeitgeschichte das theologische Profil und die Frömmigkeit eines markanten Kirchenführers der vergangenen Jahrzehnte prägten. Dies waren vor allem zum einen Flucht und Vertreibung, die für den gebürtigen Breslauer den Verlust seiner schlesischen Heimat bedeuteten, zum anderen die kommunistische Gewaltherrschaft in der SBZ/„DDR“, die Meisner als heranwachsender Katholik, Theologiestudent, Priester und Bischof in ihren unterschiedlichsten Facetten kennenlernte.

Rückblickend gelangt der Verfasser selbst zu einer klaren Interpretation der Bedeutung der Jahre bis 1989 für sein Wirkens im westlichen bzw. wiedervereinigten Deutschland: „Im Grunde waren diese Erfahrungen auch ein gutes Noviziat für später. Es hat uns immun gemacht gegen die Versuchungen der sogenannten freien Welt, die nicht aufgibt, einen Bischof zu sich hinüberzuziehen. Doch wenn er diesen Versuchungen erliegt, um es leichter zu haben, hat er nichts mehr in der Hand, weil er alles weggegeben hat. So wie Hans im Glück bleibt ihm dann nur noch ein Stein. Wer sich anpasst, kann gleich einpacken.“ Unbenommen der Frage, welche Berechtigung dem für diese Deutung konstitutiven Verfallsnarrativ mit Blick auf die ‚freie Welt‘ – also den Westen – zukommt: Die hieraus sprechende Prägekraft biografischer Erfahrungen für das theologische Profil Meisners findet nicht zuletzt darin Bestätigung, dass die Herausgeber der Erinnerungen (Meisners Testamentsvollstrecker Msgr. Markus Bosbach und die Journalistin Gudrun Schmidt, die Meisners Erinnerungen aufzeichnete und edierte) den Schlusssatz als Buchtitel ausgewählt haben.

Drei Grundlinien lassen sich für diese spezifische Prägung Meisners ausmachen: Zum einen betont Meisner eine spezifisch schlesische Frömmigkeit, die vor allem vor dem Hintergrund des protestantischen bzw. säkularen Umfeldes in Mitteldeutschland ab 1945 Strahlkraft gewinnt. Zum anderen arbeitet er die ideologischen und praktisch-politischen Konfrontationen zwischen Kirche und SED-Regime heraus. Zuletzt gewährt der frühere Berliner Bischof, der als solcher Grenzgänger zwischen Ost(-Berlin) und West(-Berlin) war, Einblick in die sich zumeist im Untergrund vollziehende Unterstützung der katholischen Kirche in den anderen Warschauer-Pakt-Staaten.

Im Zusammenhang mit dem eigenen Lebenslauf gibt Meisner immer wieder wichtige Hinweise zur Prosopographie des Klerus im ostzonalen Katholizismus. Neben Erinnerungen an einzelne Persönlichkeiten gilt dies im Besonderen für die sich aus der Gesamtschau ergebende Bedeutung ostdeutscher (und darunter vor allem schlesischer) Geistlicher für die katholische Kirche in der SBZ/„DDR“. Angesichts der Akribie, mit der Meisner ansonsten die entsprechenden Traditionslinien hervorhebt, erstaunt ein Bericht aus seiner Berliner Amtszeit (1980-1989): Nach dem behördlichen Verbot für katholische Jugendliche aus der „DDR“, wie zuvor mit polnischen Altersgenossen nach Tschenstochau zu wallfahrten, habe man sich entschieden „eine Wallfahrt von Berlin nach Rügen“ einzuführen, wo es freilich „nur eine kleine Kirche als Heiligtum gab“. Weder findet sich hier ein Hinweis darauf, dass der Bau der erwähnten Kapelle „Maria Meeresstern“ vor dem Ersten Weltkrieg von dem schlesischen Priester und späteren letzten deutschen Bischof des Ermlands Maximilian Kaller betrieben worden war; noch wird erwähnt, dass ebendiese Kapelle bereits auf eine kurze Wallfahrtstradition zurückblicken konnte, die 1951 von heimatvertriebenen Katholiken in der Diaspora begründet worden war. Sollte beides dem kundigen Katholiken und Schlesier Meisner unbekannt gewesen sein?

Tilman Asmus Fischer

Erschienen in: DOD – Deutscher Ostdienst 5/2020.

Joachim Kardinal Meisner, Wer sich anpasst, kann gleich einpacken. Lebenserinnerungen, Freiburg i. Br. 2020.

Archivgut gerettet – und dann?

Der Einsturz des Kölner Stadtachivs 2009 bedroht den Erhalt von Akten und Urkunden, die – auch kirchengeschichtlich – von größter Bedeutung sind. Vieles konnte gerettet werden; doch bleibt der Zugang zu einigen Quellen Historikern weiterhin verwehr, bedauert Professor Dr. Klaus Militzer im Interview.

Die Evangelische Kirche im Rheinland und das Erzbistum Köln beteiligen sich als Gründungsstifter der Stiftung Stadtgedächtnis und an der Rettung des 2009 beinahe vernichteten Archivguts. Welche Zeugnisse der Kirchengeschichte befinden sich unter den zu konservierenden Akten?

Zunächst ist zu bemerken, dass die Urkunden und Akten der Kölner Stifte und Klöster nach ihrer Säkularisation unter der preußischen Herrschaft nach Düsseldorf in das Landeshauptarchiv gelangt sind, da es sich um Bestände handelte, die dem Staat und nicht der Stadt Köln zugefallen waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Urkunden und Akten der Stifte und Klöster dem Stadtarchiv Köln oder, wie es korrekt heißt, dem „Historischen Archiv der Stadt Köln“ abgegeben worden und lagerten seitdem in diesem Archiv zunächst am Gereonskloster und seit der Einweihung des Archivs an der Severinstraße 1971. Hinzu kommen Urkunden und Akten der Stadt Köln, die sich auf Verhandlungen mit den Klöstern und Stiften beziehen.

Sie selbst sind aus beruflichen Gründen eng mit dem bedrohten Materialbestand vertraut, gerade auch aus dem Bereich der Kirchengeschichte…

… Bevor ich 2005 aus dem Dienst ausschied, war ich entpflichteter außerplanmäßiger Professor der Ruhr-Universität in Bochum. Zudem war ich Referent am Historischen Archiv der Stadt Köln und weiß daher genau, um welche Urkunden und Akten es sich gehandelt hat und welche Urkunden und Akten wo im ehemaligen zusammengestürzten Archivgebäude gelegen haben.

Was also geschah genau mit ‘ihren’ Akten, als das Magazingebäude am 3. März 2009 einstürzte?

Die Akten der Stifte und Klöster sind mit dem Magazingebäude zusammengestürzt, da sie sich dort im dritten oder vierten Stock befanden. Die entsprechenden Urkunden dagegen wurden unterhalb des Verwaltungstraktes in den Kellerräumen aufbewahrt und konnten alle gerettet werden. Sie waren aufgehängt und mit einer Klarsichtfolie geschützt, so dass der Leser auch mit dem Finger auf der Folio hin- und hergehen konnte. Das schützte die Vorlagen.

Stehen die Unterlagen nun wieder der Wissenschaft zur Verfügung?

An die Urkunden kommt man heute nicht mehr heran oder nur teilweise und unter großen Mühen, weil die neue Archivverwaltung den Zugang versperrt. Außerdem werden die Urkunden nun in speziell angefertigte Kartons eingebettet, so dass auch dadurch die Einsichtnahme erschwert wird.

Gibt es Gründe für diese gravierende Einschränkung der quellennahen Forschung?

Die Archivleitung argumentiert damit, dass Digitalisate die Originale der Forschung weitgehend ersetzen könnten. Warum diese Beschränkungen auch gegenüber ehemaligen Mitarbeitern des Archivs eingeführt worden sind, bleibt dunkel und unerklärt. Man versteckt sich hinter den Aussagen von Restauratoren oder Restauratorinnen.

Das Gespräch führte Tilman Asmus Fischer.

Gefährdetes Kulturgut

In Köln stürzte vor fünf Jahren das Stadtarchiv ein und wertvolle Dokumente gingen unwiederbringlich verloren. Auch kirchliche Archive sind bedroht, etwa das des Berliner Doms

Von Tilman Asmus Fischer

Eine unerwartete Szene bot sich dem Betrachter frühmorgens am Rosenmontag dieses Jahres in Köln: Oberbürgermeister Jürgen Rothers stand mit dunkel gekleideten Vertretern von Stadt und Presse vor Bauzäunen und richtete die Schleifen zweier großer Kränze. Hinter den Bauzäunen klafft heute ein Krater – an der Stelle, wo einst Kölns Stadtarchiv stand. Auf den Tag vor fünf Jahren war es zusammengebrochen, verursacht durch den Bau einer U-Bahnlinie.

Neben der menschlichen Katastrophe – zwei Jugendliche starben bei dem Einsturz – bedeutet das Unglück auch einen enormen kulturellen Verlust, waren die hier aufbewahrten Archivgüter doch von überregionaler Bedeutung. Zwar konnte der Bestand größtenteils geborgen werden, doch ist er nicht nur in völlige „Unordnung“ geraten: Die von der Stadt Köln, dem Erzbistum und der Evangelischen Kirche im Rheinland gegründete „Stiftung Stadtgedächtnis“ geht nach Angaben des Historischen Archivs von 100 Prozent Restaurierungsbedarf aus, davon 35 Prozent bei schwersten Schäden – nur bei 15 Prozent könne von leichten Schäden die Rede sein. Das macht 6 300 Personenjahre Restaurierungsaufwand und 350 Millionen Euro Restaurierungskosten, zu deren Aufbringung die Stiftung beitragen soll.

Die Kirchen beteiligen sich aus gutem Grund an der Krisenbewältigung – immerhin sind Quellen von kirchengeschichtlicher Bedeutung im Erhalt bedroht: „Die Akten der Stifte und Klöster sind mit dem Magazingebäude zusammengestürzt, da sie sich dort im dritten oder vierten Stock befanden. Die entsprechenden Urkunden dagegen wurden unterhalb des Verwaltungstraktes in den Kellerräumen aufbewahrt und konnten alle gerettet werden“, berichtet Klaus Militzer. Der emeritierte Historiker der Universität Bochum war Referent am Historischen Archiv der Stadt Köln und gilt als Spezialist auf dem Gebiet der rheinischen Kirchengeschichte.

Er verweist auf die überregionale Bedeutung der Quellen: „Das Domkapitel, aber auch andere kirchliche Institutionen haben europaweite Verbindungen gehabt und gepflegt, wie etwa anhand der Universitätsmatrikel zu ermitteln ist.“ Somit betrifft die Kölner Katastrophe nicht nur einen kleinen Kreis landeskundlich Interessierter, sondern mithin die Geschichte europäisch-christlicher Kultur und Identität. Und nicht nur das: Der Historiker Stefan Lafaire, Vorsitzender der Stiftung Stadtgedächtnis, verweist auf die aktuelle Ukraine-Krise. Sie zeige, „wie wichtig historisches Bewusstsein ist und welche Bedeutung der Zugang zu Quellen für aktuelle Politik haben könnte“.

Das wirft ein größeres allgemeines Problem auf: Die Sicherheit und Sicherung von Archiv- und damit Kulturgut in staatlichen und kirchlichen Archiven. Normalerweise sind es eher Mängel in der sachgemäßen Lagerung und Konservierung, die Archivgut bedrohen – Köln macht jedoch die verheerenden Folgen deutlich, die der Verlust von Akten und Urkunden nach sich zieht. Dieses allgemeine Problem ist bereits als solches begriffen worden; 2011 wurde auf Bundesebene die „Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts“ ins Leben gerufen, die an Lösungsstrategien arbeitet und entsprechende Modellprojekte unterstützt.

Neuerlich sensibilisiert ein Fall in Berlin für die Notwendigkeit einer bundesweiten Strategie zur Archivgut-Sicherung: Unlängst machte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz aufmerksam auf seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende, gravierende Schäden im Archiv des Berliner Doms. Das Magazin „Monumente“ berichtet selbst von „Schimmel“ und „Zerfall durch den hohen Säuregehalt der Papiere“. Gegenüber der Zeitschrift der Denkmalschutz-Stiftung verwies EKD-Präses Irmgard Schwaetzer auf die Bedeutung des Archivs für „künftige Generationen“: „Auf der Grundlage unseres Archivs können neben architektonischen und kunstgeschichtlichen kirchengeschichtliche Fragen geklärt werden, um dieses Bauwerk und die Zeit, in der es errichtet wurde, zu verstehen.“

Erschienen in: Die Kirche – Evangelische Wochenzeitung, Nr. 19, 11. Mai 2014.

Halleluja

Eine ökumenische Begegnung im Karneval

Einmarsch, „Kölle Alaaf“, Abmarsch. Kostümsitzung der Roten Funken, Kölns ältester Karnevalsgarde. Als Berliner und zumal als Protestant wähnt man sich als Exot im Saal. Während das Tanzmariechen vorne ihr Beinchen schwingt, werden Getränke bestellt, kommt man ins Gespräch. Neben mir sitzt Norbert, ein „Roter Funke“, erkennbar an seinem Krätzchen, der traditionellen Kappe der Gardegesellschaften.

Schnell muss ich mich als „Immi“, Nicht-Kölner, outen, was bei der rheinischen Offenheit nicht schwerfällt. Doch die Reaktion überrascht dann doch: Der „Funke“ gibt sich seinerseits als Wahl-Berliner zu erkennen, wir wohnen nur wenige S-Bahn-Haltestellen voneinander entfernt. Nach der ersten Runde Kölsch erwähne ich mein Theologiestudium. Es folgt die unumgängliche Frage: „Katholisch oder evangelisch?“ Ich bejahe letzteres.

„Das hatte ich mir schon gedacht, wie ein Katholik siehst Du auch nicht aus.“ Woran Norbert das erkannt hat? Aber, er muss es ja wissen, denn nun gibt er sich als Diakon und Ordensmann der Salvatorianer zu erkennen. Da sitzen nun zwei von der Spree, ein evangelischer Theologiestudent und ein katholischer Krankenhausseelsorger in Köln, schunkeln, lachen und singen. Auch „Halleluja“ – freilich nicht das aus der Liturgie, sondern den lebensbejahenden Klassiker der Kölsch-Rock-Band „Brings“. Am Ende sind wir doch vor dem Herrgott alle gleich – so auch im Karneval, der für kurze Zeit die Unterschiede des Alltags vergessen lässt.

Womöglich können wir Protestanten, vor allem in den neuen Bundesländern, noch bei unsern rheinisch-katholischen Geschwistern Nachhilfe nehmen: Glaube und „Spaß an der Freud“ müssen sich nicht ausschließen. Nachdem die „Höhner“ mit „Schenk mir Dein Herz“ den Saal zum Toben brachten, erzählt mir Norbert von einer Trauung, bei der das Lied zum Auszug gespielt wurde – nicht vom Band, sondern an der Orgel.

„Im Rheinland und fast überall
ist das Symbol der Karneval.
Und Pater Brown wusste schon:
‘Es ist ein Teil der Religion.’
Und im Garten des Lebens
ist Humor der beste Dung.
‘Es lebe unser Fasteleer’,
säät der Bergischer Jung.“

– Willibert Pauels, Diakon und Büttenredner (Ne Bergische Jung) –

Tilman Asmus Fischer, Berlin, Februar 2014

Archive als Wissensspeicher und Identitätsstifter

Heimat-Begegnungen (7)

Seit der deutsch-polnischen Annäherungspolitik sind die kommunalen Archive des historischen Ostdeutschlands für Vertriebene und Landeskundler wieder frei zugänglich. Was jedoch der Verlust eines Archives für das Wissen um die eigene Heimat und Geschichte bedeutet, erlebte Deutschland vor genau vier Jahren, als das Historische Archiv der Stadt Köln am 3. März 2009 im Boden versank. In der aktuellen Ausgabe lesen Sie daher Fragen zu Heimat als Gegenstand des kollektiven Gedächtnisses an den Vorstandsvorsitzenden der „Stiftung Stadtgedächtnis“, den Historiker und Ex-Banker Dr. Stefan Lafaire. Die Stiftung der Stadt Köln, des Landes Nordrhein-Westfalen, der Evangelische Kirche im Rheinland und des Erzbistums Köln hat sich die Restaurierung der Archivalien zum Ziel gesetzt.

Was bedeutet ein Archiv als Erinnerungsort für die Menschen? Trägt es zum Bewusstsein für die eigene Heimat bei?

Auf jedem Fall ist ein Archiv als Erinnerungsort oder Sammelort für Erinnerung ein Stück Heimat. Es ermöglicht jeder Genration den unmittelbaren Zugang zu den Quellen der Vergangenheit und bewahrt die Individualität des jeweiligen Ortes auf. Insofern ist es natürlich sehr wichtig, diese eigene Geschichte und ihre Dokumente zu erhalten.

Und das Archiv bewahrt letztlich den Menschen die Deutungshoheit über die Geschichte ihrer Stadt und Region und damit ihre eigene Geschichte.

Es gibt jeder Generation die Möglichkeit, selber von den Quellen Rückschlüsse zu ziehen und nicht die Interpretation der vorhergehenden Generation übernehmen zu müssen. Deshalb ist das Archiv eine demokratische Institution, da es die Freiheit schafft, sich dort die Informationen eigenständig zusammenzusuchen, die ja auch nicht vorsortiert oder thematisch geordnet sind. Jeder kann dort an den Originalstücken neu Geschichte schreiben…

… und sich selbst seiner eigenen Identität und Zugehörigkeit zur Region vergewissern.

Absolut: Die meisten Nutzer der Archive sind Familienforscher. Die gucken, was ihre eigene Identität, ihre Familie ist, wo sie herkommen. Gerade auch bei jungen Leuten ist der Wunsch ganz stark, sich der eigenen Vergangenheit, der Vergangenheit der Familie, seiner eigenen Herkunft zu versichern und zu erfahren, wo man eigentlich herkommt.

2009 stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln zusammen. Wie reagierten die Bürger?

Zunächst einmal mit Entsetzen über die beiden Menschen, die dabei ums Leben gekommen sind. Und dann wurde man sich eigentlich erst bewusst, welche außergewöhnlichen Bestände das Historische Archiv der Stadt Köln hat: Aufgrund der mittelalterlichen Bedeutung der Stadt trägt es nicht nur die Erinnerung Kölns, sondern beinhaltet in Dokumenten eine über 1000jährige Geschichte für ganz Europa.

Damit auch für die einzelnen Regionen Europas.

Köln war eine der großen Handelsmetropolen im Mittelalter. Deshalb liegen dort unter anderem auch Teile des Hansearchivs, die 1593 nach Köln in Sicherheit gebracht wurden – also ganz wichtige Dokumente. Oder auch Urkunden zur Geschichte des Deutschen Ordens, der als international agierender Orden auch im Rheinland Niederlassungen hatte.

Wird somit am Kölner Archiv auch nachvollziehbar, dass Europa eigentlich schon immer mehr war als kleine isolierte Landschaften, die für Menschen Heimat waren, sondern auch ein Beziehungsnetz unterschiedlicher Regionen?

Ein ganz enges Beziehungsnetz, eng verflochten. Das geht los mit den mittelalterlichen Kunstwerkstätten, die in Köln waren. Heute findet man überall auf der Welt in jeder Mittelalterabteilung Kunstwerke, die die Handschrift der Kölner Schule tragen. Auch Hans Memling, dessen „Jüngstes Gericht“ im Danziger Nationalmuseum hängt, hat sich bei seinem Reliquienschrein der Heiligen Ursula in Brügge intensiv mit Kölner Geschichte befasst. Damals war Kunst aus Köln prägend für die ganze christliche Welt und auch in späteren Zeiten war der Handel und der politische Einfluss in ganz Europa präsent.

Insofern ist der Verlust eines Archives an einem Ort auch ein Verlust für viele andere Regionen, an die man im ersten Moment vielleicht gar nicht denkt.

Richtig – in den Archiven finden sich ja viele Querverweise und nicht nur lokale Stücke. Man muss dann suchen, wo historische Beziehungen vorhanden sind und in welchen Archiven daher die entsprechenden Dokumente liegen können.

Seit 2011 sind Sie Vorstandsvorsitzender der Stiftung Stadtgedächtnis. Wie versuchen Sie, den Bürgern zu vermitteln, dass die Archivalien große Bedeutung für sie persönlich und ihre Heimat haben?

Es konnten ja zum Glück 95 % der Archivalien geborgen werden, die jedoch zu 100 % restaurierungsbedürftig sind. Nun geht es darum, aufzuzeigen, welche Schätze darin liegen. Vom Kleingartenverein bis in die internationale Politik. Von mittelalterliche Schätzen, über Konrad Adenauers weitsichtige städtebauliche Konzeption, bis hin zu privaten Nachlässen. Es gibt eigentlich für jeden etwas Interessantes in dem Archiv und das versuche ich immer zu zeigen: Auch für Sie ist etwas enthalten, was für Sie wichtig ist.

Neben dem Amt in der Kölner Stiftung lehren Sie unter anderem an der Zeppelin Universität für Wirtschaft, Kultur und Politik in Friedrichshafen. Zurzeit geben Sie dort ein Seminar zum Thema „Archiv – Die Organisation des Vergessens“. Worum geht es genau?

Es geht darum, mit jungen Menschen darüber zu diskutieren, wie wichtig Erinnern ist, um die eigene Persönlichkeit zu konstituieren. Dass Erinnern und Wahrheit nicht unbedingt zusammenfallen müssen, sowohl im individuellen, wie auch im kollektiven Gedächtnis. Wie funktioniert überhaupt kollektives Gedächtnis? Wie wird Geschichte tradiert? Ist mündliche Überlieferung weniger geschichtstreu als schriftliche Überlieferung?

Letzte Frage wird in der Geschichtswissenschaft viel diskutiert. Welchen Wert haben subjektive Zeitzeugenberichte, die meist auch Einblicke in das regionale, lokale Umfeld des Zeitzeugen – seine Heimat – vermitteln?

Zunächst ist die Frage: Werden solche Zeitzeugendokumente aufgefangen? Aber in einem Archiv sind natürlich auch persönliche Tagebücher und Straßeninterviews erhalten. Diese runden das Bild ab. Und es gibt nicht die Einheitsmeinung, die offiziell gelehrte. Sondern es gibt sicher zu jedem historischen Ort und Moment ganz vielfältige Wahrnehmungen. Die werden von jedem ganz individuell anders sein. Aber zusammengenommen und mit historischem Abstand betrachtet, lassen sie ein Gesamtbild erahnen.

Das Gespräch führte Tilman Asmus Fischer.

Erschienen in: „DER WESTPREUSSE – Unser Danzig“, Nr. 3/2013.

Heimat fühlen: Brauchtumspflege – Karneval in Köln

Heimat-Begegnungen (5)

Am 11. November wird in Köln traditionell die fünfte Jahreszeit eingeläutet. Auch dieses Jahr wieder mit dabei: Marita Köllner, die die Liveübertragung im WDR zusammen mit Wicky Junggeburth moderiert. Seit 45 Jahren steht sie, zunächst als Büttenrednerin, nun bereits seit Langem als Sängerin, auf der Bühne. Das macht sie zur Spezialistin für das kölsche Brauchtum, insbesondere den „Fastelovend“, der Ausdruck Kölner Heimatgefühls ist. Wie es hierum steht, berichtet sie in dieser Ausgabe der „Heimat-Begegnungen“:

Wäre Köln ohne Karneval für Sie vorstellbar?

Gar nicht vorstellbar! Für uns ist er seit jeher Tradition und wird seit dem Jahr 1823 offiziell organisiert, mit der Gründung des Festkomitees des Kölner Karnevals. Der Karneval ist ein fester Bestandteil dieser Stadt, der letztendlich ausdrückt: kölsche Lebensfreude und Offenheit und Toleranz, die die Stadt ja zu bieten hat. Nicht umsonst kommen auch so viele Fremde nach Köln und fühlen sich hier wirklich sehr, sehr wohl… selbst die Medienvertreter, die wegen der Privatsender RTL und Co. hierhin kamen, sind fast alle hier geblieben.

In vielen kölschen Liedern wird das Veedel (hochdeutsch: das Viertel) besungen – was verbindet sich für einen Kölner hiermit? Und: Wie hat es sich durch die Veränderungen in der Bevölkerung entwickelt?

Ja, das „Veedel“ gibt es nicht mehr so oft. Es ist ein Raritätchen geworden… das Lebensgefühl im Veedel. Es ist doch durch viele Zuwanderer etwas schwieriger geworden. Nicht jeder versteht den Kölner und seine Offenheit. Es dauert halt lange, bis der „Fremde“ merkt, dass man in Köln gerne auch Zugereiste in die Gemeinschaft aufnehmen möchte. Das kommt von Herzen. „Neu-Kölner“ oder Touristen haben oft eine natürliche Barriere… eine Distanz, die der Kölner an sich nicht unbedingt versteht. Der echte Kölsche geht immer mit offenen Armen auf einen zu und das befremdet so manchen Gast dieser Stadt. Sie können zuerst nicht damit umgehen. Diese Erfahrung habe ich schon persönlich sehr oft gemacht. Oft legt sich das aber nach dem dritten Kölsch. Viele können es gar nicht begreifen, dass man hier so warmherzig aufgenommen wird. Einige haben vielleicht schon negative Erfahrungen gemacht und sind erst mal vorsichtig. Die Kölner Südstadt (Vringsveedel), das Eigelsteinviertel, Bickendorf und Nippes, sind noch Veedel im ursprünglichen Sinn, wo man noch den Zusammenhalt der Veedelsbewohner findet – man trifft sich in der Kneipe, jeder kennt jeden, man trinkt ein Kölsch miteinander, man singt zusammen, man weint miteinander, je nach Situation. Man ist für einander da. In der Innenstadt ist der Veedels-Charakter sehr minimiert, weil es halt mehr Geschäfte als Einwohner gibt.

Wenn sich die Stadt auch verändert, denken Sie denn, dass langfristig das Bewusstsein für den Wert des kölschen Brauchtums noch erhalten bleibt?

Das Festkomitee Kölner Karneval ist sehr bemüht, den traditionellen Karneval nicht sterben zu lassen, möchte wieder zu alten Strukturen zurückkommen. Aber es ist sehr, sehr schwierig. Weil z. B. die jungen Nachwuchskünstler, ob Band oder Comedian (früher nannte man das Büttenredner), die jetzt auf die Bühne wollen, vor allem den schnellen Euro sehen. Sie sehen das ein Wenig anders als wir vom alten Schlag. Wir haben damals für 40 DM den Menschen Freude gemacht. Heute fangen die jungen Talente direkt mit Gagenforderungen von 800 bis 1000 Euro an. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich liebe meine Berufung… mache es aus ganzem Herzen und mit viel Spaß. Geld muss ich auch verdienen… Klar ich lebe davon… Aber im Vordergrund steht für mich: Menschen Freude zu bereiten.

Würden Sie sagen, dass diese Kommerzialisierung schädlich ist?

Ach, ja, ich denke auch. Ich bin da wahrscheinlich – neben Wicky Junggeburth, Prinz Karneval 1993, und Hans Süper (Colonia Duett) und Marie Luise Nikuta, alle drei Mundart-Sänger, eine der wenigen, die das Ganze aus Leidenschaft zum Brauchtum und aus Liebe zu unserer Stadt machen. Wir sind ja bald die letzten Originale hier in Köln. Die Newcomer sind natürlich wichtig, aber die fahren eine andere Schiene – sie sind davon überzeugt, sie müssten jetzt alle Rockmusik anstimmen, weil Brings (bekannteste Kölner Rockband im Karneval) halt mit ihrer Musik sehr viel Geld verdienen, um es mal ganz einfach auszudrücken. Den eigenen Stil suchen sie gar nicht… nur schnell Erfolg haben…

So passt sich der Karneval langsam der alltäglichen Unterhaltung an. Denken Sie denn, dass sich trotz solcher Tendenzen das typisch Kölsche im Karneval erhalten wird?

Ich hoffe, ich kämpfe dafür. Wir (Reiner Hömig vom Studio Bläck Fööss und ich) haben in diesem Jahr ein richtig kölsches, lustiges Lied rausgebracht, das heißt: „Wenn Fastelovend im Sommer wör“. Da wird der ganze Karneval ein bisschen auf die Schippe genommen – wie es in einem Karnevalslied so üblich ist. Diesen Versuch starten wir jetzt. Dieser Enthusiasmus, diese Liebe zum Brauchtum, ich glaube, das stirbt langsam aus. Die Erhaltung der Tradition hat sich die alte Garde auf die Fahne geschrieben. Junge Leute folgen…und wenn sie alle verstanden haben, dat kölsche Tön funktionieren, dann klappt es auch bei den jungen Gruppen wieder mit gefühlvollen Balladen, Walzern und wegen mir auch Rock Musik…
Familien mit urkölscher Tradition, wo auch die Kinder von den Eltern oder Großeltern noch in die kölsche Mundart eingeführt werden, haben einen großen Anteil daran, dass das Brauchtum weiterbestehen kann… Sie nehmen Ihre Kinder von Klein an mit zu den Zügen, singen mit ihnen kölsche Lieder. Die Kleinen saugen die kölsche Lebensart mit der Muttermilch ein! Die Eltern lassen die Kinder am Vereinsleben an den Veedelsvereinen, Familiengesellschaften und Traditionskorps teilhaben… In Kindertanzgruppen und Karnevalisten-Vereinigungen wie der Kajuja (katholische Jugend) oder dem Literarischen Komitee des Festkomitees Kölner Karneval entwickeln sich die neuen Karnevalisten von Morgen… Wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren, unser Brauchtum zu erhalten und ohne uns Pänz (Kinder) geht das nicht… Die kölschen Familien leben noch echtes kölsches Brauchtum – im Karneval und auch im Rest des Jahres. Denn das ist wichtig: Der Karneval ist für uns unverzichtbar. Aber unser Brauchtum besteht nicht nur aus Karneval. Wir haben noch viel mehr zu bieten und freuen uns, wenn man auch im Sommer zu unseren traditionellen Straßenfesten kommt. Da feiern wir dann auch ohne Fastelovend.

Das Gespräch führte Tilman Asmus Fischer.

Erschienen in: „DER WESTPREUSSE – Unser Danzig“, Nr. 11/2012.