Seit 2016 bietet die Evangelische Militärseelsorge regelmäßige Gottesdienste im Verteidigungsministerium an
Von Tilman Asmus Fischer
Es ist Mittwochmorgen, viertel vor acht. Malte Mevissen durchquert den Innenhof des Bendlerblocks. Alle zwei Wochen betritt der Kirchenmusiker, der hauptberuflich für eine große Kreditanstalt in der beruflichen Weiterbildung tätig ist, den von Feldjägern bewachten Seitenflügel des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) in Berlin. In der hauseigenen Kapelle wird er gleich den Gottesdienst begleiten, den Militärdekan Peter Schmidt mit zivilen wie uniformierten Mitarbeitern des Hauses feiert.
Waren zuvor Gottesdienste im BMVg lediglich anlassbezogen durchgeführt worden, entschied sich Schmidt, als er 2016 das Amt des Militärdekans antrat, einmal im Monat jeweils eine Andacht und einen Abendmahlsgottesdienst anzubieten – verbunden mit der anschließenden Möglichkeit eines gemeinsamen Frühstücks. Und dieses Angebot wird dankbar angenommen. „Man merkt, dass die Menschen den Zuspruch suchen“, so Schmidt. Es fügte sich, dass just 2016 die Kapelle im BMVg in neue Räumlichkeiten umziehen musste. Dies bot Gelegenheit zur Neugestaltung – einschließlich einer Orgel. Zuvor hatte ein Keyboard für die musikalische Gestaltung herhalten müssen.
Als Peter Schmidt vor zweieinhalb Jahren einen Organisten suchte, ergab es sich, dass er Malte Mevissen bei einem Gottesdienst in seiner Ortsgemeinde kennenlernte, wo dieser als Organist eingesprungen war. Dies tut Mevissen an vielen Sonntagen im Jahr in unterschiedlichen Berliner Kirchen. Bereits als Jugendlicher hatte er begonnen, sich das Orgelspiel beizubringen, später legte er die Prüfung für den C-Schein als Kirchenmusiker ab. Es folgte ein Studium der Schulmusik, das ihn letztlich jedoch in den Bereich der Erwachsenenbildung führte. An Sonntagen – oder eben zweimal im Monat am Mittwochmorgen – zieht es ihn aber immer wieder als nebenamtlichen Organisten ans Manual.
Während es draußen über den Dächern Berlins hell wird, treffen die Gottesdienstbesucher in der Kapelle ein. Viele kommen regelmäßig, man kennt sich. Peter Schmidt begrüßt jeden mit Händedruck. Hierarchien spielen in der Kapelle keine Rolle: Hier sitzen politische Entscheidungsträger neben Feldjägern vom Wachdienst. Gemeinsam ist ihnen, dass sie durch den Ort, an dem sie arbeiten, in besonderer Weise geprägt sind, sagt Schmidt: „Das Haus färbt ab. Es handelt sich um Menschen, die unter starkem Druck stehen und die enorme öffentliche Aufmerksamkeit spüren, die dem Ministerium zukommt.“ Auch aus kirchenmusikalischer Sicht hat der Teilnehmerkreis seine Besonderheiten: „Der Gesang ist viel kräftiger als in normalen Gemeinden“, stellt Mevissen fest. Die ausgeprägte Singbereitschaft mag damit zusammenhängen, dass es sich bei der Teilnahme an einem Gottesdienst mitten in der Arbeitswoche um eine sehr bewusste Entscheidung handelt.
Mit ihren Gedanken und Fragen können sich die Gottesdienstbesucher in der Kunstinstallation vorne in der Kapelle wiederfinden: Eine Holzskulptur zeigt einen Menschen, der – verlassen auf einem großen Stuhl sitzend – seinen Kopf einem Relief zugewandt hat, welches das Gesicht des Gekreuzigten zeigt. „Ein Mensch, der sein Maß sucht und auf Gott blickt“, so deutet Schmidt das Kunstwerk. In diesem Sinne will Militärdekan Peter Schmidt mit seinen Gottesdiensten den Besuchern helfen, den christlichen Glauben zu erschließen. Dabei spielen für ihn Predigt, Liturgie und Kirchenmusik unmittelbar zusammen. Damit trägt gerade auch das Orgelspiel von Malte Mevissen wesentlich zum Dienst an den Menschen im BMVg bei.
Erschienen in: Die Kirche – Evangelische Wochenzeitung 8/2019.
Die Behauptung, dass es erst mit MilDek Schmidt regelmäßig Andachten und Gottesdienste gab ist definitiv falsch! Es gab schon lange vor 2016 monatliche Gottesdienste im BMVg, inclusive anschließendem Frühstück!
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